BUSECK-TROHE (pa). Was die Fußball-Talentförderung im Landkreis Gießen angeht, ist Karl-Otto Mank sicher eine Koryphäe seines Faches. Und das nicht nur bei den Jungs, wo er einige Jahre seine „Junior Fußballakademie Mittelhessen“ betrieb, sondern auch bei den Mädchen im Auswahlbereich des Hessischen Fußball-Verbandes, wo er viele Jahre in verschiedenen Funktionen tätig war. Mit Ablauf des 31. Dezember letzten Jahres hat er sich nun aus der Region Gießen/Marburg verabschiedet. Als langjähriger „Wegbegleiter“ führte Peter Antschischkin ein Interview mit Mank.
Was hat Dich bewogen, „Deiner“ Region zukünftig „Adieu“ zu sagen?
Da ich seit 2015 auch als verantwortlicher Trainer der Hessenauswahl U12 und als Unterstützung auch für die U14- und U16-Hessenauswahl tätig bin, kam es hier manchmal zu „Überschneidungen“ und ich wollte durch die Beendigung meiner Tätigkeit auch neue Impulse setzen.
Du hast mit Junioren als auch mit Juniorinnen gearbeitet und dabei vielen Talenten „Basics“ beigebracht. Welche Unterschiede hast Du festgestellt, was könnten Jungen von Mädchen lernen. und umgekehrt?
In puncto Zweikampfverhalten sowie Dynamik und Schnelligkeit können Mädchen von Jungen lernen. Bei den „Basics“ sind etliche Mädchen schon den Jungen voraus. Bei Disziplin (Zuhören), beim taktischen Spielverständnis und beim Teambuilding haben die Mädchen klare Vorteile.
Welche Tipps hast Du Deinem Nachfolger Ralph Wiederstein als Trainer der Regionalauswahl mit auf den Weg gegeben?
Bei der Sichtung und der Kaderzusammenstellung darauf zu achten, dass Spielerinnen auch „Spätstarter“ sind und erst im Laufe der Zeit ihre volle Leistung abrufen. Des Weiteren Neutralität in Bezug auf Vereinszugehörigkeit bewahren und immer im Team arbeiten und „Alleingänge“ vermeiden.
Und auf was sollte Nikoleta Gröning in ihrer Arbeit als Regionalkoordinatorin besonders achten?
Die Stützpunkte und Regionalteams unterstützen sowie die Kontakte mit Vereinen und Gremien des HFV pflegen. Das hat in der Vergangenheit immer gut funktioniert, obwohl auch Vereine und auch Funktionsträger uns teilweise nicht unterstützt haben und eine Zusammenarbeit einfach nicht zustande kam.
Die Frauen von Hessen Wetzlar sorgen derzeit in der 2. Bundesliga für Furore. Siehst Du einen Zusammenhang zu Deiner Arbeit als Mädchen-Trainer?
Der größte Teil der Spielerinnen von Hessen Wetzlar hat in unseren Auswahlteams U12 und U14 begonnen. Über die Hessenauswahl haben einige Spielerinnen sogar den Sprung in die Juniorinnen-Nationalmannschaft geschafft.
Was könnte den Frauenfußball noch attraktiver machen?
Die „Außendarstellung“ hat sich im Frauenfußball schon gebessert. Auch die Projekte, die der DFB bzw. der HFV angestoßen haben, z.B. das AOK-Mentoring-Projekt, waren dem Frauenfußball dienlich. Trotzdem sind die Mädchen- und Frauenteams in den Vereinen noch ziemlich „isoliert“. Hier müsste noch einiges verbessert werden.
Käme für Dich jetzt nochmals ein Trainerposten im Seniorenbereich in Frage?
Ein Trainerposten im Seniorenbereich kommt für mich nicht mehr in Frage. Ich bin seit über zehn Jahren im Bereich des HFV durch meine Tätigkeit in der Qualifizierung, im Auswahlbereich und beim DFB-Mobil viel beschäftigt. Dazu kommen auch noch einige Projekte des Verbandes, da bleibt leider keine Zeit mehr für Vereinstätigkeit.
Während im Profifußball die Ablösesummen und die Spielergehälter ins Unermessliche steigen, haben die Verantwortlichen an der Basis bzw. im Amateurbereich mit immer mehr Problemen zu kämpfen. Wie bewertest Du dieses „Auseinanderdriften“?
Die Situation ist schon schwierig. Der Amateurfußball gerät im finanziellen Bereich immer mehr ins Hintertreffen. Hier müsste vonseiten der Profivereine und des DFB mehr Unterstützung kommen. Manchen Entscheidungsträgern ist das noch nicht richtig bewusst geworden. Ohne die Basis (Amateurfußball) wird es immer weniger Talente geben, die zum Leistungsfußball kommen. Zwar wird in die Aus- und Weiterbildung der Trainer sehr viel von Verbandsseite getan, aber ohne finanzielle Unterstützung für die Amateurvereine wird das Niveau im Amateur-/Jugendfußball sinken.
Was wolltest Du schon immer mal dringlich an die große „Fußballfamilie“ loswerden?
Es wäre schön, wenn alle etwas fairer miteinander umgehen würden. Mein Motto in der Qualifizierung lautete immer: Unantastbar im Fußball sind immer der Schiedsrichter und der Trainer.